Binäre Optionen, auch als digitale Optionen bekannt, ist eine spezielle und hochspekulative Optionsart, bei der man nur zwei mögliche Ergebnisse bekommen kann, nämlich entweder einen Totalverlust oder eine vom Broker angepasste Rendite. 

Die Bezeichnung Binäre Optionen kam deshalb zustande, weil es im Binär-Bereich zwei Ziffern gibt: 0 und 1. Diese stellen das mögliche Ergebnis beim Handel mit Binären Optionen dar, nämlich gewinnen oder (alles) verlieren. Digitale Optionen sind stets mit einer bestimmten Laufzeit ausgestattet, jedoch gibt es keine Verpflichtung zur Lieferung eines Vermögenswertes, wie es bei klassischen Optionen der Fall ist.

Trader können mit Binären Optionen sowohl auf steigende als auch fallende Kurse beim Basiswert spekulieren. Entscheidend ist, ob der Kurs zum Zeitpunkt des Verfalls der Binären Optionen höher oder niedriger als beim Kauf liegt. Die Laufzeiten sind bei Binären Optionen zum Teil äußerst gering und beginnen je nach Broker oft schon ab 30 oder 60 Sekunden. Unter anderem aus diesem Grund sind digitale Optionen hochspekulativ und risikoreicher als klassische Optionen.

Was ist eine Call Binäre Option?

Man unterscheidet bei digitalen Optionen zwischen einer Call und einer Put Binären Option. Im folgenden Beispiel möchten wir erläutern, wie eine Call Binäre Option funktioniert. Diese wird unseren Erfahrungen nach übrigens deutlich häufiger als die Put Variante genutzt. Dabei gehen wir von folgenden Werten aus:

  • Basiswert: DAX-Index
  • Laufzeit der Binären Option: 60 Sekunden
  • Einsatz: 100 Euro
  • DAX bei Kauf: 17.800 Punkte
  • Mögliche Rendite beim Broker: 90%

Wenn Sie sich in diesem Fall für eine Call Binäre Option entscheiden, spekulieren Sie darauf, dass der Deutsche Aktienindex in den kommenden 60 Sekunden steigt. Notiert der Leitindex nach exakt einer Minute zum Beispiel bei 17.810 Punkten, hätten Sie eine Rendite von beispielsweise 90 Prozent auf Grundlage Ihres Einsatzes erzielt. Der Broker würde Ihnen also insgesamt 190 Euro auszahlen. Würde der DAX jedoch nach 60 Sekunden im Beispiel bei 17.795 Punkten notieren, erleiden Sie einen Totalverlust.

  • Ergebnis: 90 Prozent Rendite oder Totalverlust

Was ist eine Put Binäre Option?

Mit Binären Optionen können Sie nicht nur auf steigende, sondern ebenfalls auf fallende Kurse spekulieren. Man spricht in dem Zusammenhang von einer Put Binären Option, mittels derer Sie faktisch short gehen. Auch diese Variante möchten wir gerne an einem Beispiel aufzeigen und nehmen folgende Werte an:

  • Basiswert: Gold
  • Laufzeit der Binären Option: 5 Minuten
  • Einsatz: 50 Euro
  • Goldpreis: 2.180 Euro
  • Mögliche Rendite beim Broker: 90%

In diesem Fall spekulieren Sie durch die Put Binäre Option darauf, dass der Goldpreis in exakt fünf Minuten niedriger als zu dem Zeitpunkt notiert, an dem Sie die Put Binäre Option gekauft haben. Sollte das der Fall sein, erzielen Sie im Beispiel eine Rendite von 90 Prozent. Ist der Goldpreis hingegen nach fünf Minuten gestiegen, bedeutet das für Sie einen Totalverlust.

  • Ergebnis: 90 Prozent Rendite oder Totalverlust

Weitere Varianten der digitalen Optionen

Neben den einfachen Call und Put Binäre Optionen gibt es – je nach Broker – noch weitere Varianten der digitalen Optionen. Dazu gehören zum Beispiel One-TouchNo-Touch sowie Range Optionen. Auf die Definition gehen wir im weiteren Verlauf des Beitrages in der Rubrik der wichtigsten Begriffe zu Binären Optionen etwas näher ein.

Sind Binäre Optionen in Deutschland verboten?

Der Vertrieb von Binären Optionen seitens der Broker ist in der EU an Privattrader nicht erlaubt, nämlich seit Juli 2018. Seit dieser Zeit sind aufgrund der Vorgaben seitens ESMA folgende Aktivitäten rund um Binäre Optionen innerhalb der EU von dort regulierten Binären Optionen Brokern nicht mehr zulässig:

  • Verkauf
  • Vertrieb
  • Verkauf der Binären Optionen an Kleinanleger im gesamten europäischen Wirtschaftsraum

Rechtliche Grundlage des Verbotes der Binären Optionen innerhalb der EU ist die Markets in Financial Instruments Directive II, kurz MiFID II. Diese Richtlinie hat zum Ziel, zum einen Transparenz an den Finanzmärkten zu schaffen und zum anderen Anleger vor (zu hohen) finanziellen Risiken zu schützen. Aus dem Grund wurde 2018 von der ESMA die Entscheidung getroffen, Binären Optionen zu verbieten, um Privatanleger vor Verlusten zu schützen.

Ist das Verbot gerechtfertigt oder nicht?

Zur damaligen Zeit war das nach unseren Erfahrungen und nach unserer Meinung auch gerechtfertigt. Statistisch betrachtet erlitten über 85 Prozent aller Anleger und Trader beim Handel mit Binären Optionen Verluste. Zudem nutzen viele Trader die digitalen Optionen zur reinen Zockerei, ohne zum Beispiel eine technische Analyse durchzuführen oder sich vorher mit der Materie zu beschäftigen.

Trotz des Verbots der Binären Optionen in Deutschland ist es wichtig zu wissen, dass dieses nicht grundsätzlich für alle Broker bzw. Trader gilt. Ausschließlich Privatanleger dürfen nicht mehr mit den digitalen Optionen handeln, wenn das Trading von einem in der EU regulierten Broker angeboten wird. Zulässig ist hingegen nach wie vor der Handel, falls Sie als professioneller Trader gelten. Allerdings ist es nicht einfach, von einem Binären Optionen Broker als professioneller Trader eingestuft zu werden.

Wie kann man Binäre Optionen handeln trotz Verbot?

Grundsätzlich haben auch Privatanleger weiterhin die Möglichkeit, Binäre Optionen trotz Verbot zu handeln. Es gibt sogar zwei Möglichkeiten, wie Sie Binäre Optionen trotz ESMA Verbot und der Allgemeinverfügung der BaFin weiterhin traden dürfen:

  • Sie wählen einen Offshore Broker
  • Sie handeln als professioneller Trader über einen EU-regulierten Broker

Professioneller Trader werden

Das Binäre Optionen ESMA Verbot umgehen können Sie auf der einen Seite, wenn Sie sich von einem in der EU regulierten Broker als professioneller Trader einstufen lassen. Das setzt allerdings voraus, dass Sie Erfahrungen im Handel nachweisen können. Zudem benötigen Sie ein gewisses Grundkapital, wenn Sie als professioneller Trader eingestuft werden möchten.

Handeln mit Offshore Brokern

Für die meisten privaten Trader ist diese Option in der Praxis nicht realisierbar. In dem Fall besteht eine Alternative darin, die Binären Optionen über sogenannte Offshore Broker zu handeln. Das sind Anbieter, die ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union haben. Da diese Broker nicht an die ESMA Richtlinien gebunden sind, dürfen sie völlig legal weiterhin den Handel mit digitalen Optionen offerieren.

Offshore Broker in den Marshall IslandsBevor Sie sich allerdings für einen solchen Offshore Broker entscheiden, sollten Sie die Risiken kennen, die mit dem Angebot in Verbindung stehen. Zahlreiche Offshore Broker werden zum Beispiel nicht reguliert, was statistisch ein höheres Risiko für Betrug oder zumindest einen unfairen Handel zur Folge haben kann.

Sollte es zu Problemen und Streitigkeiten kommen, ist es zudem für Sie als in der EU ansässiger Anleger und Trader äußerst schwer, Ihre Rechte außerhalb der Europäischen Union durchzusetzen. Zudem gibt es bei einem Offshore Broker in der Regel keinen Anlegerschutz, wie es innerhalb der Europäischen Union verpflichtend ist.